Lesung mit Thomas Benthack

Thomas Benthack: "Braucht man eigentlich Real für Bundeskanzler?"

Auf Einladung von Bücherhallenleitung Jörg Thörmer präsentierte Thomas Benthack 30 interessierten Gästen am Abend des 19. Januar 2023 in der Bücherhalle Langenhorn Auszüge aus seinem Schul-Sachbuch.

Thomas Benthack arbeitete 30 Jahre lang als Lehrer an einer Stadtteilschule in einem sogenannten "Problemstadtteil". Wenn er aus seinem Schulalltag erzählte, wurde er häufig gefragt, wie er diese schreckliche Arbeit aushalten könne. Kaum jemand wollte glauben, dass er seinen Beruf wirklich gern ausübte und die Vorstellungen wie sein Arbeitsalltag aussieht, hatten auch meist mit der Realität wenig zu tun.

Lange Zeit ärgerte sich der engagierte Lehrer darüber, dann nutzte er sein Sabbatjahr um das Buch "Braucht man eigentlich Real für Bundeskanzler?" zu schreiben und aufzuzeigen, wie es wirklich ist. So sind Schilderungen komischer Anekdoten, absurder Vorfälle und zu Herzen gehender oder nachdenklich machender Geschichten entstanden. In seinem Vortrag wurden Elternsprechtage und Klassenreisen thematisiert und Originaltöne von Schüler*innen zitiert. Einige klangen, als hätte sie sich ein Drehbuchautor ausgedacht und sei dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen, aber Thomas Benthack versicherte, dass er nichts erfunden, sondern nur reale Aussprüche und Ereignisse niedergeschrieben habe.

In knapp zwei Stunden erhielten die Anwesenden Einblicke in den Schulalltag und die damit verbundenen Probleme – natürlich so aufbereitet, dass keine Rückschlüsse auf reale Personen gezogen werden konnten. Sie erfuhren, dass eine Lehrkraft im Idealfall auch ein wenig Sozialarbeiter, Psychologe und Entertainer ist und möglichst über viel Geduld, Verständnis, Humor, aber natürlich auch Durchsetzungsvermögen verfügen sollte. Trotz aller Schwierigkeiten hat Thomas Benthack viel Freude an seinem Beruf gehabt, er hat seine Schüler*innen ernst genommen und aus kleinen und großen "Erfolgsgeschichten" seine Motivation ziehen können.

Kritisch betrachtete er die personelle Ausstattung und die häufig unzureichende Unterstützung durch Vorgesetzte und Behörden. Gerade an Schulen wie der, an der er gearbeitet hat, wäre es besonders notwendig und lohnend die Schüler*innen durch ausreichendes Personal zu fördern.

Wer wissen möchte, wie der ungewöhnliche Buchtitel zustande gekommen ist, welchen Kampf der Autor gegen das (nicht nur von Schüler*innen) falsch gesetzte Apostroph führt oder was "Walla kain gibs" bedeutet, der sollte das Buch lesen.