Parabeton - Pier Luigi Nervi und römischer Beton

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Inhalt: Heinz Emigholz: "PARABETON beginnt mit dem ersten, noch existierenden Kuppelbau aus römischem Beton in Baiae bei Neapel, erbaut im 1. Jahrhundert vor Christi. Dann folgen in chronologischer Abfolge siebzehn in Italien und Frankreich noch erhaltene Bauwerke des italienischen Bauingenieurs Pier Luigi Nervi (1891-1979). Nervi ist als Erfinder stilbildender Konstruktionen der Großmeister des Betonbaus und der Architect’s Architect des 20. Jahrhunderts. Unterbrochen wird die Abfolge der Nervi-Bauten durch filmische Studien antiker Bauten aus römischem Beton aus den ersten Jahrhunderten nach Christi. Der Film verbindet damit Nervis kühne Konstruktionen mit den bahnbrechenden römischen Erfindungen von vor zweitausend Jahren. Der 100-minütige Film PARABETON ist der erste des mehrteiligen Projektes AUFBRUCH DER MODERNE, mit dem ich meine Filmserie ARCHITEKTUR ALS AUTOBIOGRAPHIE über die Ursprünge, das Schicksal, den Triumph und das Zerbrechen der architektonischen Moderne abschließen werde. Der zweite Teil des Projektes wird Bauten des französischen Architekten Auguste Perret in Frankreich und Algerien zeigen, die ich ebenfalls im Frühjahr 2011 aufgenommen habe. Perret hat den Betonbau in seinen Ensembles und Gestaltungen meisterlich verfeinert und zu einem klassischen Ausdruck gebracht. PARABETON bildet mit seinem Rückbezug des Konstruktionskerns der Moderne auf die Betonbauten der Antike das vorweggenommene Finale der Serie ARCHITEKTUR ALS AUTOBIOGRAPHIE". Pier Luigi Nervi (1891-1979) erwarb 1913 das Ingenieursdiplom und hat sich sein Leben lang als Baukonstrukteur und nicht als Architekt empfunden und bezeichnet. Er begriff die Baukonstruktion als Kunst und Wissenschaft. Seit Anfang der 1930er Jahre hat er extreme Dach- und Kuppelkonstruktionen und Tragwerke aus Beton für Großbauten entworfen und ausgeführt. Als genialer Betonkonstrukteur und Tragwerksplaner hat er auch immer wieder bei Großbauten mit anderen Architekten zusammengearbeitet. Seine eigenen Entwürfe und Erfindungen sind bis heute stilbildend für den Bau von Stadien, Hallen und Hochhäusern geblieben – auskragende Dachkonstruktionen, fliegende und weit ausschwingende Wendeltreppen, Gewölbe aus diagonal sich kreuzenden und verstrebten Betonträgern und Tragwerken, strebebogenartige und kreuzförmige Eckstützen, gerippte Betonelemente und segelförmige, auch trianguläre, Betonkonstruktionen für säulenlose Kuppeldächer. Er nutzte die Erkenntnisse der Geometrie für die Entwicklung einer neuartigen Schalenbauweise und erzeugte räumliche Gitterwerke aus Betonrippen mit aufgelegten Betonflächen. Dazu entwickelte Nervi ein kostengünstiges, ökonomisches Bauen mit vorgefertigten Betonmodulen. Seine netzartigen Gewölbe erzeugen aus verschiedenen Perspektiven immer neue, nahezu ornamentale, moiréhafte Ansichten. Die durch die Stahlgerüstbauweise möglich gewordene Trennung von Dekoration und Funktion wird bei Nervi wie auch bei Maillart abgelöst durch eine gestaltende Formgebung des Stahlbetons, in der die tragenden Teile selbst wieder in Ausübung ihrer Funktion komplizierte geometrische Muster ergeben. Diese vom Standpunkt des Betrachters abhängenden Muster können auch als eine sich dem Material verdankende Ornamentik verstanden werden.