Mapplethorpe: Look at the Pictures

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Inhalt: Das wohl berühmteste Foto von Musik-Ikone Patti Smith stammt von Robert Mapplethorpe. Es ist das Cover ihrer LP "Horses" und zeigt sie lässig, ein Jackett über die Schulter geworfen. Lässig ist auch Mapplethorpes berühmtes Selbstporträt mit Zigarette. Doch die Lässigkeit war Pose. Robert Mapplethorpe führte ein atemloses Leben. Der Film zeigt ihn als einen Getriebenen, der hungrig ist nach Sex, Ruhm, Geld. Dabei erkundet er die abseitigsten Ecken New Yorks, das in den späten 1960er Jahren alles andere als schick ist. Mapplethorpe dokumentiert sein Getriebensein, nicht zuletzt mit sexuell extrem expliziten Bildern - die auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod noch Schockpotential haben. Als teilnehmender Beobachter dokumentiert er die männliche BDSM Subkultur. Nicht ohne Grund ist der Film erst ab 16 freigegeben. Robert Mapplethorpe wurde 1946 als drittes von sechs Kindern einer katholischen Familie geboren und wächst in der Reihenhaussiedlung Floral Parks auf, die an den New Yorker Stadtteil Queens grenzt. Sein Vater ist Ingenieur. Der Kinderreichtum der Familie bedeutet, dass es im Hause Mapplethorpe sehr sparsam zugeht. Robert gilt als Liebling seiner Mutter. Sein Vater ist begeisterter Hobbyfotograf - kann aber dem Wunsch seines Sohnes nach einem Kunststudium nichts abgewinnen. Am Pratt Institute in Brooklyn widmet sich Mapplethorpe den Fächern Zeichnen, Malerei und Bildhauerei. Und er trifft Patti Smith. Mit der Musikerin verbindet ihn die erste in einer langen Reihe prägender, bald homosexueller Liebesbeziehungen, die er freilich nicht monogam lebt. Mapplethorpe verlässt das Pratt Institute 1969 ohne Abschluss. In dieser Zeit wird die Sofortbildfotografie erschwinglich, und Mapplethorpe beginnt, mit ihr zu experimentieren. Das Geld verdient Patti Smith, die in dieser Zeit gegenüber Mapplethorpes Eltern die Rolle seiner angeblichen Ehefrau spielt. Ihre Jobs sind es auch, die das Paar finanziell über Wasser halten. Mapplethorpe ist besessen vom Wunsch, als Künstler reich und berühmt zu werden - und setzt dafür ganz kalkuliert auch schockierende Bilder ein. Doch seine Arbeiten dokumentieren auch sein in jeder Hinsicht gewagtes Leben. Ein künstlerisches Wagnis ist auch die frühe Hinwendung zur Fotografie, die in den 1960er und 70er Jahren noch längst keinen festen Platz in den Museen gefunden hat. Eine Liebesbeziehung mit dem Mäzen Sam Wagstaff ermöglicht Mapplethorpe ein Entrée in etablierte Kunstkreise. Weil er seine sexuell expliziten BDSM-Bilder in bürgerlichen Galerien nicht zeigen kann, inszenieren Sam Wagstaff und Mapplethorpe parallele Shows: was ohne Kontroverse vorzeigbar ist, zeigt eine Galerie; die nicht jugendfreien Bilder finden ihren Platz im Kontext ihrer Entstehungsorte. Als am Ende von Mapplethorpes Leben renommierte Museen beide Seiten zusammenführen, führt das zu wütenden Angriffen konservativer Politiker. Schließlich entscheidet ein Gericht, dass auch die eng mit Pornografie verwandten Teile in Mapplethorpes Werk von der Kunstfreiheit gedeckt sind. Allerdings bleibt in den USA eine Frage bis heute heiß umstritten: Dürfen mit öffentlichem Geld geförderte Insitutionen Kunstwerke zeigen, die die Grenzen zum Öbszönen überschreiten? Der Film versammelt Archivaufnahmen und Interviews mit Freunden, Liebespartnern, Modellen und Förderern Mapplethorpes. Die Auswahl der Fotografien zeigt mit großer Selbstverständlichkeit auch die umstrittenen Teile von Mapplethorpes Werk. Und obwohl der Film zweifellos eine Hommage ist, lässt er auch die dunklen und durchaus nicht immer sympathischen Seiten von Mapplethorpes Leben und Werk nicht aus. In einer Montage aus Audio-Aufnahmen und Fotografien wird die Beziehung zu Patti Smith ebenso lebendig wie die zum 1987 an AIDS verstorbenen Sam Wagstaff und weiteren Liebhabern. Bis dato unveröffentliche Archivaufnahmen geben Einblick in Mapplethorpes Beziehung zu seinen Eltern. Bewegend und offen äußern sich unter anderem Mapplethorpes jüngerer Bruder Edward (ebenfalls Fotograf) und der Schriftsteller Jack Fritscher. Bemerkenswert ist auch die Einordnung seines Werkes in die katholische Ikonografie durch einen ehemaligen Priester der Gemeinde der Familie Mapplethorpe in Floral Parks. Mapplethorpe starb im Frühjahr 1989 im Alter von 42 Jahren in Boston, Massachusetts, an AIDS, für das es damals noch keinerlei Aussicht auf Heilung gab. Regie für den Film führte das Duo Fenton Bailey und Randy Barbato, zu deren weiteren Arbeiten "Inside Deep Throat", "Party Monster", "Wishful Drinking" und "The Eyes of Tammy Faye" gehören. Produzentin war Katharina Otto-Bernstein ("Absolute Wilson", "Beautopia").