Inhalt: Schon zwei Mal hat der amerikanische Singer-Songwriter und Aktivist Steve Earle früheren Freunden und Weggefährten ihre eigenen Alben mit Coverversionen spendiert. Leider müssen diese immer erst das Zeitliche segnen, um von Earle mit einem Langspieler bedacht zu werden. Für "Townes" erhielt Steve Earle 2010 den Grammy als bestes zeitgenössisches Folkalbum. Townes van Zandt war seit Earles Jugend dessen Mentor und Vorbild gewesen, mit allen guten und schlechten Nebenwirkungen, die sich daraus ergaben. 2019 folgte mit "Guy" eine ganz persönliche Hommage an Guy Clark. Mit Jerry Jeff Walker verstarb Ende 2020 eine weitere Legende der Folk- und Outlaw-Country-Szene aus Texas. Anlass für Steve Earle, sich ein weiteres Mal ein Album lang ausschließlich mit Fremdkompositionen zu beschäftigen. Er und seine langjährige Backing-Band The Dukes huldigen auf "Jerry Jeff" zehn Songs lang dem "Gypsy Songman" und übersetzen dessen Musik mit allem nötigen Respekt in ihren eigenen Americana-Band-Sound. Das melodiös-entspannte "Gettin' By" entpuppt sich als toller Einstieg. Mit "Little Bird" wird es ein erstes Mal deutlich ruhiger, bevor auf "I Makes Money (Money Don't Make Me)" das Bluegrass-Tanzbein geschwungen werden darf. Walkers größter Hit "Mr. Bojangles" – dutzendfach gecovert, u. a. von Bob Dylan, Nina Simone, Robbie Williams – darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Insgesamt ist "Jerry Jeff" ein wunderbar kurzweiliges und abwechslungsreiches Album geworden. Der Stil von Steve Earle & The Dukes passt hervorragend zu Walkers Songs. Die Interpretationen beweisen ein tiefes Verständnis für dessen Kompositionen, ohne die eigene Note zu vernachlässigen.